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1. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 66

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
66 Die,D' brübet1 auf die Senbung des Schosses, welcher von den Deutschen in den übrigen englischen Häfen nach Lonbon gezahlt werben mußte, auf das Verfahren beim Wägen der Waren, auf die Echrheit der Farbe in den Tüchern und auf das Gleichmaß berselben. Eifersüchtig auf die unverkennbar sich bereits auch in England regenbe Unternehmungslust, orbneten später, im Jahre 1434, die Hansen zu Lübeck au, daß keiner ihrer Genossen irgenbroie mit einem Englänber ,in Kumpaneischast', b. h. in eine geschäftliche Verbinbung treten sollte. Anbrerseits sorgte die Gesellschaft auch aufs pünktlichste basür, daß keiner von den deutschen Kaufleuten es versäumte, rechtzeitig den Königszoll an den Inhaber des englischen Thrones zu bezahlen." Ganz ähnlich den Einrichtungen des Stahlhofes in Lonbon waren in Wisby auf' Gotlanb, zu Brügge (später in Antwerpen) in Flanbern und Nowgorob, süblich von Petersburg, Veranstaltungen getroffen, welche den Handel ganz in die Hänbe der Hansen brachten. Regte sich im Auslanbe der Wiberstanb gegen die Vorrechte der Hansen, so wußten diese mit starker Hnnb ihre Rechte geltenb zu machen. Heiße Kämpfe, namentlich mit den brei norbischen Reichen, brachen die Macht der Norblanbsrecken, und Gustav Wasa von Schweden hatte recht, wenn er über den am 24. Mai 1368 zu Stralsunb geschlossenen Frieden, der die Fehbe der siebenunbsiebzig Städte mit Walbemar Iii. vun Dänemark zum Nachteil des letzteren beenbete, sagte: ,Damals sinb die bret guten Kronen das Spielwerk der Hansa geworben/ Hatte boch Henning v. Putbus, der Vertreter des bänischen Königs, versprechen müssen: ,Kein König solle in Dänemark den Thron besteigen ohne Zustimmung der Hansa.' Die Zeit war jeboch nicht fern, ba alle Umwohner der Ostsee wie der Westsee (jetzt Norbsee gen.) bis zum Busen von Biskaya hin in gleiche Not geratenb sich für kurze Zeit die Hand zum Bunbe reichten. Der Prebtger Reimar Kock zu Lübeck erzählt nämlich in seiner Chronik folgenbes: „Im Jahre 1391, berweilen die Schiffe von Rostock und Wismar . nach Stockholm in der See waren (um den Dänenkonig Albrecht aus der Gefangenschaft zu befreien), ließen die von Rostock und Wismar ausrufen, daß, so jemanb auf eigene Beute und Kosten gegen die Reiche Dänemark und Norwegen abenteuern, rauben, brennen und nehmen wolle, der solle sich in den Städten Wismar und Rostock rnelben; ba wolle man ihnen Kaperbriefe (die Vollmacht zur Ausübung des Seeraubes ober der Freibeuterei) geben, dazu auch gestatten, daß sie frei

2. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 59

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
geschehen um Gericht und Gerechtigkeit. Darum bitte ich jeden im Namen ehrlichen Gerichts, daß er die Feindschaft ablege, die er aus den andern geschöpft, und bei Salz und Brot einen Eid schwöre, der Sache im argen nicht wieder zu gedenken. Wer sich aber beschwert erachtet, der soll nach altem Brauch den Strandvogt anrufen und vor Sonnenuntergang das Urteil begehren/ Darauf aß jeder Brot und Salz, einer verzieh dem andern, was geschehen war. Und landete man m dem Hasen, dann wurde eine Büchse abgebrannt und der Stock mit den Strafgeldern dem Strandvogt übergeben, damit er sie den Armen reiche." (Nach G. Freytag.) Es liegt auf der Haud, daß derartige Züge in das Ausland nur von Leuten unternommen werden konnten, denen große Mittel zu Gebote standen. Die Kraft des Einzelnen reichte meistens dazu nicht' aus, aber die Genossenschaft kam durch den Beitritt vieler in den Besitz oft ungeheurer Stärke. Unter den deutschen Städten ist Köln als die erste zu nennen, deren Bürger in England Handelsverbindungen anknüpften und als ,Leute des Kaisers' bald besonderer Vergünstigungen sich erfreuten. Sie hatten um die Mitte des zwölften Jahrhunderts in London ihre eigene Gildehalle, und in die Kölner Gilde mußte eintreten, wer in England Handel treiben wollte. Dem Vororte Deutschlands schlossen sich bald Kaufleute aus westfälischen Städten (Dortmund. Soest, Münster), aus niederländischen (Utrecht, Stavern, Groningen) und aus niedersächsischen (Bremen, Hamburg) an. Eifersüchtig wachten die Kölner darüber, daß keine andere Stadt selbständig neben ihnen auftrat, der ganze englische Handel sollte durch ihre Hände gehen. Namentlich die Bürger des aufblühenden Lübeck suchten die Kölner fernzuhalten, aber es gelang ihnen auf die Dauer nicht. König Heinrich Iii. gewährte 1260 allen Kaufleuten von Alemannen, die das Hans in London hatten, Schutz und Sicherheit in allen ihren Freiheiten. Neben der Gildehalle von Köln erhoben sich bald diejenigen anderer Städte, unter ihnen die von Hamburg und Lübeck. Diese beiden Städte waren schon seit Jahren miteinander verbündet, um dem Handel ihrer Bürger die nötige Freiheit der Bewegung zu verschaffen, Straßen und Kanäle zu bauen und zu sichern und jeden Angriff der Räuber zu Wasser und zu Sanbe abzuwehren. Eine sehr lästige Fessel des Hanbels lag in den vielen Zöllen, die am Meere und an Flüssen einen Teil des Gewinnes verschlangen. Die Hauptgebiete, benen sich der beutfche Hnnbel zuwanbte, waren England im Barschaft Kölns in Eng land.

3. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 191

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
191 1527 schlossen die Welserschen Geschäftsträger am Hofe zu Madrid mit König Karl I. (Kaiser Karl V.) einen Vertrag ab, durch den sie in Venezuela (Klein-Venedig) in Südamerika zu wichtigen Handelsunternehmungen berechtigt wurden. Sie sollten einen genau bestimmten Landstrich, welcher der Provinz Santa Marta zunächst lag, unterwerfen, Niederlassungen und Festungen gründen, fünfzig deutsche Bergleute und 4000 Negersklaven liefern. Dafür durften die Welser den Statthalter ernennen, sie bestellten den Oberrichter und drei Lieutenants der Festungen, und letztere empfingen von dem spanischen Könige ihre Besoldungen. Die Unternehmungen der Welser waren indes wenig vom Glücke begünstigt: teils durch eigene, teils durch die Schuld der neidischen Spanier mißglückten die meisten Züge, die sie in das Innere des noch säst ganz unbekannten Landes ausführten; 1555 wurden ihnen in einem Prozesse mit der Krone Spanien alle ihre Rechte auf Venezuela aberkannt und die Trümmer der Welserschen Expedition zur Rückkehr nach Deutschland gezwungen. Auch die Welser waren warme Freunde der Kunst und Wissenschaft, Wohlthäter der Menschheit und Liebhaber edler Lebensgenüsse. In der Art jedoch, wie sie ihren Vorteil suchten, stellten sie sich ebenso wie die Fugger, in den Augen des Volkes auf eine Stufe mit den verachteten und verhaßten Juden. Wie diese rissen sie allen Handel und namentlich alles Geld an sich und bewirkten, daß berühmte Volksredner gegen ihr wucherisches Treiben auftraten und daß Prozesse gegen sie angestrengt wurden, die nur durch den Einfluß der ihnen günstig gesonnenen Träger der Kaiserkrone zu ihren Gunsten ausfielen. Mit der Pracht in den Häusern der großen Kaufherren in Nürn-Tafelberg und Augsburg wetteiferten die Tafelfreuden, welche den ein-' geladenen Gast erwarteten. Hans von Schweimchen, der berüchtigte Trinker, erzählt von einem Bankett (großes Gastmahl), das er im Gefolge des Herzogs Heinrich von Liegnitz mit einem Herrn von Schönberg bei Max Fugger besuchte: ,Ein dergleichen Bankett ist mir kaum vorgekommen; selbst der römische Kaiser kann nicht besser traktieren/ Die Sucht, mit den aufgetragenen Gerichten zu prunken, erzeugte die wunderlichsten Einfälle. „Nicht selten wurden ganze Pfauen mit ihrem prächtigen Gefieder und mit ausgebreitetem Schweife auf die Tafel getragen. Man hatte sie zunächst gebraten und dann wieder mit ihrem Gefieder besteckt. Aus Kuchenteig formte man mächtige Burgen, große Schiffe u. dgl." — In schlichten Bürgerhäusern ging es natürlich

4. Vom großen Interregnum bis zur Reformation - S. 74

1893 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
74 Bedürfnissen, die er aufregte und befriedigte, in ferne Länder getragen; er hat zuerst die Völker der Erde zu einer großen Einheit verbunden, und er, der so gefügig gegen starke Übermacht und so unduldsam gegen seine deutschen Rivalen (Mitbewerber) war, hat die Ehre seiner Nation, die Überlegenheit deutschen Wesens, ja sogar den Umfang und die Grenzen des Reiches bewacht und erweitert in einer Zeit, in welcher Kaiser, Fürsten und Ritterschaft nicht imstande waren, nach großer Politik (Staatsklugheit) zu handeln." unter-- 11 m so mehr ist der Niedergang des Bundes zu beklagen. Aber 9ber9 er erlag Mächten, deren Entwicklung er selbst gefördert hatte; er mußte ^an u' fallen, da er die Freiheit sowohl der Völker wie der Einzelnen so sehr beschränkte, daß mit Naturnotwendigkeit eine gewaltsame Sprengung der Fesseln zu erwarten war. Zu gewaltig wirkte das Vorbild der Hansen auf die empfänglichen Gemüter der Engländer wie der nordischen Völker ein, die Unternehmungslust dieser Völker stieg von Jahr zu Jahr, kleine Erfolge ermutigten zu größeren Anstrengungen, und so kam es dahin, daß Groß-Naugarden (Nowgorod) 1494 von dem Zaren Iwan dem Schrecklichen zerstört wurde, daß am 23. Jan. 1598 die Regierung der Königin Elisabeth von England den Befehl ergehen ließ, die deutschen Stahlhofsgenossen müßten England binnen vierzehn Tagen verlassen. Jakob I. gab ihnen zwar 1606 ihr altes Eigentum, aber nicht ihre alten Rechte zurück. Im Jahre 1853 verkauften die drei Hansestädte, welche den Namen sich bewahrt hatten, Bremen, Hamburg und Lübeck, das hochberühmte Erbe der ,Leute des Kaisers' für 72500 Pfd. Sterl. an englische Kaufleute. Im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts verloren die Hansen auch den Markt an der Westküste Deutschlands. Hier wurden sie von den Niederländern überflügelt. Das 1564 zu Antwerpen errichtete stolze Gebäude mit der Inschrift: ,Haus der deutschen Hansa des hl. römischen Reiches1 überließen die oben genannten drei Hansestädte 1863 der belgischen Regierung für 1 Million Franks. Auch die innere Einheit hatte sich im Laufe des sechzehnten Jahrhunderts bedenklich gelockert. Mit größter Hartnäckigkeit verfocht Lübeck den Satz: Die Ostsee nur für die Osterlinge, die Westfee nur für die Wefterlinge, deutsche Kaufleute dagegen dürfen beide Meere befahren, da sie an beiden wohnen. Die Gotländer sollen mithin auf der Ostsee bleiben und nicht die Westsee besuchen; diese bleibt Friesen und Flamländern vorbehalten, die dagegen nicht in die Ostsee einfahren dürfen. Die schlimmsten Feinde der Hansen waren die Holländer, die um jeden

5. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 189

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
189 winnt er „einen Fuß am Meere, um am Commercio der ganzen weiten Welt Anteil nehmen zu können". 1732. Friedrich Wilhelm giebt 20000 vertriebenen Salzburgern Land und Unterstützung. 1740. Er hinterläßt bei seinem Tode seinem Nachfolger einen Schatz von 9 Millionen Thalern und ein Heer von 80000 Mann. Wahlsprnch: „Ich setze die Krone fest wie einen ehernen Felsen." f) Österreich unter Leopold, Joseph I. mit» Karl Vi. \. Spanischer Lrbfolgekrieg ^70\—1.713. 1700. Der kinderlose Karl Ii. von Spanien vermacht seine Länder dem zweiten Enkel Ludwigs Xiv. Philipp v. Anjou. Kaiser Leopold fordert Spanien für seinen zweiten Sohn Karl, der ebenso nahe als Philipp v. Anjou mit Karl Ii. verwandt ist. 1701. Kaiser Leopold kämpft gegen Ludwig Xiv. itt der Lombardei: auf österreichischer Seite stehen Holland, England und das Deutsche Reich. 1702—1703. Ludwig Xiv. kämpft nicht ohne Glück. 1704. Die Engländer unter- Marlborough und Lu dwig von Baden schlagen die Franzosen am Schellenberge bei Donauwörth. 1704. Marlborough und Prinz Eugen, der österreichische Feldherr, siegen bei Höchstädt ober Blindheint. 1705—1711. Joseph I., beutscher Kaiser. 1706. Marlborough siegt bei Ramillies in den Nieberlanden. 1706. Prinz Eugen siegt bei Turin. (Leopold von Dessau.) 1708. Marlborough und Prinz Eugen siegen bei ßubenarbe sübwestlich von Gent. Friedensunterhandlungen. 1709. Marlborough und Prinz Engen siegen bei Malplaqnet südlich von Mons. Ludwig Xiv. erklärt, alle Eroberungen, auch Elsaß uttb Straßburg, herausgeben und allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie entsagen zu wollen. An dem Übermute der Sieger scheitern die Verhandlungen. 1711—1740. Der Bruder Josephs I., der bisherige König Karl Iii. von Spanien, wirb beutfchet Kaiser, als solcher Karl Vi. Es liegt also die Gefahr nahe, daß Spanien und Österreich vereinigt werben. 1713. Die europäischen Staaten schließen beshalb zu Utrecht mit Frankreich Frieden. Spanien fällt ein Ludwigs Xiv. Enkel, Philipp V.; die Nebenländer Belgien, Mailand und Neapel und die Insel Sardinien an Österreich, Sizilien an Savoyen, ein Teil von Geldern an Preußen, Gibraltar an England. Friede zu Rastatt und Baden. 1714. Österreich und das deutsche Reich schließen sich nach unglücklichen Kämpfen biesem Frieden an.

6. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 186

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
Siebenter Zeitraum. Die 3rit der unumschränkten Jürstengeivalt. Erster Abschnitt. Politische Übersicht. a) Die Raubkriege Ludwigs Xiv. 1667—1697. 1667—1668. Erster Raubkrieg Ludwigs gegen die spanischen Niederlande. — Da dem französischen Könige die sog. Tripelallianz (Holland, Schweden, England) entgegentritt, begnügt er sich im Frieden von Aachen mit der Abtretung der südlichen Festungsgrenze der Niederlande. 1672—1678. Zweiter Raubkrieg gegen Holland. — Die Holländer kämpfen unter Wilhelm von Oranten und dem Admiral Michael de Rnyter, Brcinbenburgs großer Kurfürst zieht zu Hilfe. Später tritt auch das Deutsche Reich, dann Spanien dem Kriege gegen Frankreich bei. Im Frieden von Nymwegen (Holland) erhält Ludwig von Spanien die Freigrafschaft Burgunb und eine Anzahl belgischer Grenzorte, von Deutschland die Festung Freiburg in Baden. 1680—1685. Durch die Reunionskammern läßt sich Ludwig eine Reihe beutscher Orte zusprechen. Mitten im Frieden überfällt er die alte Reichsstadt Straßburg, die ohne Schwertstreich in seine Hand gelangt. 1688—1697. Dritter Raubkrieg gegen Deutschland und Holland. Ludwig findet an dem Führer der Holländer, Wilhelm von Oranien, seit 1688 König von England, einen unbeugsamen Gegner. Kaiser und Reich, später auch Spanien und Dänemark treten in den Kampf gegen „den großen Länderräuber". Um sich gegen die deutschen Heere zu schützen, läßt der „allerchristliche König" die Pfalz und fast alles linksrheinische Land verwüsten und die Einwohner in die schneebedeckten Felder Hinaustreiben. Durch seine tüchtigen Feldherren bleibt er schließlich Sieger und behält im Frieden zu Ryswik (bei Haag) das ganze Elsaß. b) Die Türkenkriege Österreichs. 1664. Die Türken, „der andere Erbfeind Deutschlands," werben von dem kaiserlichen Feldherrn Moittecuculi bei St. Gotthard an der Raab geschlagen.

7. Das Zeitalter der Reformation, Das Jahrhundert des großen Krieges, Das Zeitalter der unumschränkten Fürstengewalt - S. 188

1900 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
188 1679. Die Schweden fallen von Livland aus in Preußen ein, werden aber in strenger Winterkälte verjagt. 1679. Von Österreich treulos im Stiche gelassen, kann sich der Große Kursürst gegen Ludwig Xiv. nicht behaupten. Im Frieden zu St. Germain tritt er auf Ludwigs Xiv. Forderung alles eroberte Land den Schweden wieder ab. Bei der Unterzeichnung: „Ich wollte, ich hätte nie schreiben gelernt; aber aus meinen Gebeinen wird einst der Rächer erstehen." Friedrich Wilhelm gründet eine Kolonie in Guinea, greift mit seiner kleinen Flotte Spanien an, das ihm Hilfsgelder schuldet, die es nicht bezahlen will, und nimmt einige spanische Handelsschiffe weg, gewährt 20000 franzö- sischen Reformierten, die Ludwigs Xiv. Dragonaden vertrieben, Aufnahme in Brandenburg. 1688, 2. April. Friedrich Wilhelm, bereits von den Zeitgenossen mit dem Beinamen „des Großen Kurfürsten" geehrt, stirbt zu Potsdam, 68 Jahre alt. Wahlspruch: „Mit Gott!" 6) König Friedrich f. (bis 1701 Kurfürst Friedrich ill.) 1688-1713. 1688. In betreff des Testaments, nach dem Friedrich seinen vier Stiefbrüdern Teile des Landes überlassen soll, verständigt er sich mit diesen, und sie werden durch Geld, Stellen und Titel abgefunden. 1701, 18. Januar. Mit Zustimmung des Kaisers, der durch die Zeitverhält- nisse gezwungen war, um Brandenburgs Gunst zu werben, legt sich Friedrich den Königstitel in seinem anßerdentschen souveränen Lande Preußen bei (für feine deutschen Länder war dies, solange er nicht aus dem Reiche ausschied, unmöglich) und nennt sich fortan Friedrich I., König in Preußen. Prinz Eugen: „Die Minister sind das Henken wert, die Kaiserlicher Majestät geraten, die preußische Krone anzuerkennen." Im spanischen Erbfolgekrieg kämpfen die Brandenburger als Verbündete Österreichs in den Schlachten 1704 bei Hochstädt, 1706 bei Turin, 1709 bei Malpla quet. 1713 Friedrich I. stirbt. Wahlspruch: „Jedem das Seine." e) Friedrich Wilhelm I. 1713—1740. 1713—1740. Friedrich Wilhelm führt gegenüber dem Sittenverfall in ganz Europa ein eisernes Regiment in Haus und Land; er stabiliert die Souveränität und setzt die Krone fest „wie einen rocher von bronze". Seine ganze Vorliebe wendet er dem Heere zu; Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer", ist ihm ein treuer Gehilfe. Seine Vorliebe für feine „blauen Kinder" und für „lange Kerls" hat etwas Wunderliches. Er mehrt das Heer auf 84000 Mann, eine große „Wachtparade" für das kleine Land, wie mancher spottete. „Tabakskollegium." 1720. Friedrich Wilhelm erwirbt im Kriege mit Schweden (Karl Xii.) Vorpommern bis zur Peene. Durch die Erwerbung Stettins ge-

8. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 13

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
13 Charakterfestigkeit. Er hatte, so wird erzählt, von seiner Mutter einst bei dem Abgange nach Küstrin ein goldenes, mit edlen Steinen besetztes Kreuz zum Geschenk erhalten, das er als eine Art Talisman bei sich getragen haben soll. Während des rauschenden und lüsternen Festes soll dieses Kreuz dem Kurprinzen in die Hand gekommen sein, als er das reichgestickte Wams öffnete. Dabei wären ihm die warnenden Reden der Mutter eingefallen; mit kräftigem Entschluß habe er sich aufgerafft, und trotz aller Bemühungen, ihn festzuhalten, die Gesellschaft mit den Worten verlassen: „Hier ist mein Platz nicht, ich muß Abschied nehmen." Mag diese Erzählung auch im Sause der Zeit vielfach ausgeschmückt worden sein, jedenfalls liegt ihr die Thatsache zu Grunde, daß Kurprinz Friedrich Wilhelm, abgestoßen von dem lockeren Tone, der in jenen Kreisen herrschte, sich dem Umgang mit solchen Genossen entzogen hat. Er verließ den Haag und eilte zu dem Statthalter Friedrich Heinrich in das Lager von Breda. Dieser, durch die Umgebung des Kurprinzen von dem Hergang unterrichtet, schloß ihn freudig in die Arme, legte seine Hände auf seine Schultern und sagte: „Vetter, Ihr habt eine größere That gethan, als wenn ich Breda eroberte." Bald daraus durste Friedrich Wilhelm Zeuge eines Treffens sein, das der Dränier gegen den General Piccolomini zu bestehen hatte, der zum Entsätze Bredas herangerückt war. Nach heftigem Kampfe wurde derselbe zurückgeworfen und die Belagerung von Breda ungehindert fortgesetzt, bis sich die für unüberwindlich gehaltene Feste am 7. Oktober 1637 dem Statthalter ergeben mußte. Hatte der Kurprinz Gelegenheit gesunden, unter der Leitung des Prinzen Friedrich Heinrich die Kriegführung ans eigner Anschauung kennen zu lernen, so machte ihn der berühmte Admiral Tromp mit dem holländischen Seewesen bekannt, und auch in das Treiben der europäischen Politik durste er manchen Einblick thun aus Anlaß der lebhaften Unterhandlungen, die damals gerade zwischen Frankreich und den Niederlanden über das Eingreifen dieser Staaten in den weiteren Verlauf des dreißigjährigen Krieges im Gange waren. Von Arnheim aus besuchte der Kurprinz wiederholt die in der Nähe wohnende Witwe des ehemaligen Kurfürsten Friedrich von der Pfalz, Elisabeth von England, der er durch seine Mutter, die Schwester des Kurfürsten und unglücklichen Königs von Böhmen, nahe verwandt war. Seine Mutter hatte ihn der Fürsorge derselben empfohlen und sie gebeten, dem Kurprinzen während seines Aufenthaltes in Holland mit Rat und That zur Seite zu stehen. Bei diesen Besuchen entspann sich zwischen ihm und einer der Töchter Elisabeths, der schönen Prinzessin Lndovika Hollandine, ein Liebesverhältnis. Kurfürst Georg Wilhelm und Gras Schwarzenberg, die davon Kunde erhielten, wurden durch den Gedanken, daß sich der junge Prinz in eine nähere Verbindung mit dem entthronten pfälzischen Hause einlassen könnte, in hohem Maße beunruhigt, denn es war vorauszusehen, daß eine solche Verbindung auf das Verhältnis Brandenburgs zum Kaiser störend eingewirkt haben würde. Daher hatte Graf Schwarzenberg schon ans die erste Kunde von diesem zarten Verhältnis, das

9. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 51

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
51 heit des Glaubens ii»d Gewissens war ihnen zurückgegeben. Ihre Aufnahme erforderte von dem Kurfürsten viele Opfer; dies so angelegte Kapital brachte aber den reichsten Segen. Schon das; das Land, welches durch den dreißigjährigen Krieg entvölkert worden, einen so großen Zuwachs an Menschenkraft erhielt, war als ein Gewinn zu betrachten. Und nicht alle Hugenotten kamen ganz mittellos; das, was sie an Geld und Geldeswert gerettet hatten und mitbrachten, war nicht gering und unserm damals armen Vaterlande zum Vorteile. Industrie und Gewerbe erhielten durch die Einwanderung einen vorher kaum geahnten Aufschwung, denn in den meisten Künsten und Fertigkeiten waren die Franzosen den Brandenburgern überlegen. In der Seidennianufaktur und mit der Fabrikation feiner Tuche wurde durch sie erst der Anfang gemacht. Sie galten als die Meister der Perückenmacherkunst; auch diese wurde nun nach Berlin gebracht. Goldschmiede, Juweliere, Uhrmacher und Bildhauer siedelten sich in der Residenz an. Tie Franzosen auf dem flachen Lande bauten Tabak; sie zogen treffliche Gemüse und feines Obst auf dem Sandboden, den sie durch Fleiß und Geschick allmählich in gutes Fruchtland umwandelten. Zu den Refugies, welche sich in Berlin ansässig machten, gehörte der Graf Friedrich von Schömberg. Nach rühmlichen Kriegsfahrten unter Bernhard von Weimar und in niederländischen und portugiesischen Diensten war er in das Heer Ludwigs Xiv. getreten und zum Marschall ernannt worden, als treuer Reformierter aber nach der Aufhebung des Edikts von Nantes ausgewandert und nach Brandenburg gegangen. Friedrich Wilhelm machte ihn zum Generalissimus seiner Armee. Ter Graf bewohnte in Berlin das Haus, welches in unfern Tagen das Palais Kaiser Friedrichs gewesen ist. Er hielt sich zur französischen Gemeinde und nahm durch Rang und Bedeutung in ihr die erste Stelle ein. Aus französischen Edelleuten hatte Friedrich Wilhelm eine Elitetruppe gebildet, die Grand Mousquetairs. Tie erste Kompanie derselben hatte ihr Standquartier in Prenzlau, die zweite in Fürstenwalde. Während sich der Kurfürst selbst Oberst der ersten Kompanie nannte, machte er den Grafen von Schömberg zum Oberst der zweiten Kompanie. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms ging der Graf mit Abbadie zu Wilhelm von Oranten und mit diesem nach England. In der Schlacht am Boynefluß in Irland, am 10. Juli 1690, starb er den Heldentod. Die Franzosen haben das Gute, was ihnen unser Land erwiesen, durch treue Anhänglichkeit vergolten. Aus Fremdlingen wurden sie zu wackeren brandenburgischen und preußischen Bürgern. Allmählich, im Lause von mehr als hundert Jahren, vollzog sich der Prozeß der Verschmelzung. Die Franzosen verschwanden unter den Deutschen; die meisten ihrer Gemeinden lösten sich auf, und die Orte unsers Staates, wo solche heute noch existieren, sind zu zählen. Berlin hat noch immer die zahlreichste französisch - reformierte Gemeinde, gegen 6000 Seelen mit drei Pfarrkirchen und angesehenen Stiftungen. In allen Gemeinden wird schon längst deutsch gepredigt, nur in Berlin wird noch einmal 4*

10. Der Große Kurfürst - Friedrich der Große - S. 201

1897 - Langensalza : Schulbuchh. Greßler
201 nebenbuhlerte. Es bot vor affen Dingen, was der Bnnb mit Rußlanb allein nicht gewähren sonnte, die Mittel zu einem Kriege gegen Preußen, nnb Preußens Nieberwersung mußte ja, wie Kaunitz erklärte, das vornehmste Ziel der österreichischen Politik Silben. Doch wieviel Mühe er sich auch in Paris gegeben, wieviel Liebenswürdigkeiten er verschwenbet, noch war seiner treuen Minne der heiß begehrte Lohn nicht geworben. Da trat fern im Westeu jenseit des großen Wassers ein Ereignis ein, das für Deutschland für Österreich wie für Preußen, zwar nicht das geringste Interesse hatte, das Kaunitz aber auszunutzen verstaub, um beit Vertilgungskampf gegen Preußen ins Werk zu fetzen und beut armen deutschen Reich einmal grünblich bic 91 der zu schlagen. Die Forts, welche Frankreich in Nordamerika Zur Verbindung feiner Besitzungen in Kanada und Louisiana herstellte, und welche die Engländer, da sie ihnen den Weg zur weiteren Ausbreitung versperrten, nicht dulden wollten, sollten die Lawine bilden, die, ins Rollen gebracht, zerschmetternd auf Friedrichs Haupt niederfallen nmßte. Das englische Volk, durch die französischen Erfolge ent feiner empfindlichsten Stelle gepackt, drängte mit Leidenschaft zum Kriege, und der österreichische Gesandte in London blies in die Flamme. Natürlich war es, daß Frankreich im Kriegsfälle Eng-laitd in Hannover zu treffen suchen würde, und Friedrich hoffte zeitweise sogar, durch einen solchen fronzöfifchen Angriff auf Hannover die Kriegsbegier in Eng-land zu stillen. Doch erwies sich das als aussichtslos. England schloß sogar mit Rußland im August 1755 einen Subfidienvertrag, nach dem 60 000 Russen durch das Reich marschieren und das Welfeuland gegen die Franzosen verteidigen sollten. Gewiß ein furchtbares Geschick! Die Regulierung der englisch-französischen Grenzen in Amerika sollten nach Englands Begehr Russen und Franzosen auf deutschen Gesilben erkämpfen! Und die Russen standen fertig, die preußische Grenze zu überschreiten, die Österreicher warteten nur auf den Ausbruch dieses Krieges, um unter seinem Schutze Preußen zerschmettern zu können. '^ei sluc^ *)etn tuu^te Friedrich zu begegnen. Unter voller Wahrung seines Bündnisses mit Frankreich schloß er mit England am 2. Januar 1756 deu Vertrag von Weftminster, durch welchen die Neutralität Deutschlands in deut englisch-französischen Kriege festgestellt wurde, und in welchem Friedrich die französischen, Georg aber die russischen Truppen von den Grenzen des Reiches fern, zu halten sich verpflichtete. Und . wenn die Russen nicht zum Schwerte griffen^ so ließen auch die Österreicher das ihrige wohl in der Scheide. So lebte Friedrich der Hoffnung, dadurch Österreich vereinzelt, den Frieden auf beut Festlande erhalten und eine „furchtbare Liga -zersprengt zu haben, unter welcher früher oder später unser Staat hätte erliege» müssen". Doch größer seist noch als an der Donau war die Kriegslust au der Newa, und heftiger noch als in der Brust der Königin von Ungarn gärte und lohte der Haß gegen Friedrich in dem leidenschaftlichen Herzen der Zarin. Offen gestand Elisabeth ein, daß sie den Krieg mit Preußen wünsche, daß Preußen ans feinen früheren
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